Geschichte Steinenbrück
Steinenbrück: Seine Kirche und seine Seelenzahl vor 1930

Kirche St. Barbara Steinenbrück, undatiert, Familienbesitz Ingrid Tödt
„Am 14 Februar 1928: Der Seelsorgebezirk Steinenbrück, Pfarre Overath, wird zur selbständigen Kapellengemeinde mit eigner Vermögensverwaltung erhoben, nachdem die preußische Regierung und das erzbischöfliche Generalsekretariat ihre Zustimmung dazu gegeben haben. Die Kapellengemeinde umfaßt die Ortschaften Steinenbrück, Altenbrück., Busch, Büchel, Frielinghausen, Großdresbach, Großhurden, Großlöderich, Immekeppelerteich, Katzemich, Kleindresbach, Kleinhurden, Schmitzlöderich, Aufbereitung, Müllenholz, Mittelbech, Nallingen, Neichen, Neuenhausen, Stichermühle, Unterbech und Untersteeg.“
So hieß es in der Schulchronik der Volkschule Steinenbrück.
Unten befindet sich der Wortlaut des genauen Schreibens bzw. des Protokolls der Sitzung des Kirchenvorstandes der katholischen Pfarrgemeinde Overath vom 17. August 1927.
Der Kirchenvorstand besteht gegenwärtig aus 23 Personen. In der heutigen Sitzung zu welcher die sämtlichen Mitglieder des Kirchenvorstandes durch besondere schriftliche Mitteilung vom 13. August 1927 eingeladen worden sind, waren erschienen: Rektor Herchenbach, Vikar Flaam, Ahlers, Fischer, Wester, Brüssel, Höck, Heider, Roth, Pütz, Wasser, Römer, Schlenkert. Es wurde verhandelt und beschlossen wie folgt:
Kirchenvorstand beschliesst einstimmig auf einen dahingehenständigen Wünsch, bei der geistlichen Behörde die Erteilung der selbständigen Vermögensverwaltung an die Rektoratgemeinde Steinenbrück zu beantragen.
Das Rektorat Steinenbrück soll umfassen die Ortschaften: STEINENBRÜCK, ALTENBRÜCK, BUSCH, BUECHEL, FRIELINGHAUSEN, GROSSDRESBACH, GROSSHURDEN, GROSSLOEDERICH, IMMERKEPPELERTEICH, KATZEMICH, KLEINDRESBACH, KLEINHURDEN, LOEDERICH (Aufbereitung); MUELLENHOLZ, MITTELBECH, NALLINGEN, NEICHEN, NEUENHAUSEN, SCHMITZLOEDERICH, STICHERMUEHLE, UNTERBECH und UNTERSTEEG.
Die Grenzen dieses Rektoratsbezirks sind folgende: Im Norden beginnend bei Immekeppelerteich nach Südwesten hin deckt sich die Rektoratsgrenze mit der Grenze der Zivilgemeinde Overath bis Grossdresbach und darüber hinaus südöstlich noch bis zur Mitte der Entfernung zwischen den Ortschaften Grossdresbach und Gebrannten. An diesem Punkte geht die Rektoratsgrenze in fast gerader Linie nordöstlich auf Kilometerstein 21.7 der Köln-Olperstrasse (unterhalb Klefberg), von Kilometer 21.7 wieder nordöstlich, umschliessend Neuenhausen (auch die Wohnstätten von Franz Roth und Peter Rottländer), von Neuenhausen in der Richtung auf Unterbech zu bis zur Mitte der Entfernung zwischen Heide und Unterbech, von dort Mittelbech umfassend bis an den Fahrweg zwischen Mittelbech und Heidermühle diesen Weg entlang aufwärts nach Grosshurden, dieses umfassend, dann abwärts nach Immekeppelerteich. Die Grenzen sind in beifolgender Karte in blauer Farbe eingezeichnet.
Dem Rektorate Steinenbrück werden als Eigentum überwiesen das Grundstück Gemarkung Löderich, Flur 5, Parzelle 236/1, im unteren Garten, gros 33.62 ar, nebst aufstehender Kirche zur hl, Barbara und dem gesamten Inventar.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben,
(Unterschriften)
Für die Richtigkeit des Auszugs
Overath, den 22. August, 1927
Unterschrift Schlenkert, Pfr. u. Dechant
Overath war damals fast zu 100% katholische Bürgermeisterei und die Ortschaften, die zur Kapellengemeinde Steinenbrück gehörten waren zu 100%, wie gezeigt in der Angabe der Seelenzahl im Jahre 1843.
Bürgermeisterei Overath |
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Namen der Ortschaften |
Katholische |
Evangelische |
Juden |
In Summa |
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Altenbrück |
37 |
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37 |
Büchel, in der Gemeinde Löderich, Dorf |
35 |
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35 |
Busch, Dorf |
53 |
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53 |
Frielinghausen, Hof |
41 |
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41 |
Groß-Dresbach, Hof |
30 |
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30 |
Groß-Hurden, Hof |
35 |
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35 |
Groß–Löderich, Dorf |
52 |
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52 |
Immekeppelerteich, isoliertes Haus (Gem. Löderich) |
8 |
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8 |
Katzemich, Hof |
25 |
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25 |
Klein-Dresbach, Hof |
30 |
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30 |
Klein-Hurden, Hof |
29 |
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29 |
Mittel-Bech, Hof |
21 |
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21 |
Müllenholz, Hof |
20 |
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20 |
Nallingen, isoliertes Haus (Gem. Löderich) |
9 |
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9 |
Neichen, Hof |
22 |
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22 |
Neuenhausen, in der Gemeinde Löderich, Hof |
53 |
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53 |
Schmitzlöderich, Hof |
43 |
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43 |
Steinenbrücke, Haus und Mühle (Gem. Löderich) |
8 |
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8 |
Unter–Bech |
15 |
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15 |
(Eintheilung in Kreise, Bürgermeisterien, Pfarren und den Otschaften , nebst Angabe der Seelenzahl, der in den resp. Ortschaften befindliche Wohngebäude und der früheren Landeshoheit, 1843, gesehen in Archiv , Stadt Overath, B1. N-10)
Die Steinenbrücker gingen dann nach Overath zum Gottesdienst und für alle anderen kirchlichen Angelegenheiten, bis ihre eigene Kirche am 2. April 1916 durch Dechant Schlenkert eingeweiht wurde. Die feierliche Einweihung fand dann am 10. Juli 1933 statt. Der Bau der Kirche in Steinenbrück fing mit der Gründung des „Kirchbauverein St. Barbara“ im Jahre 1902 an. (Overath im Wandel der Zeit, S. 179). Die erste „miteinander“ -Entdeckung unserer Arbeit fing hier an. Wir werden über diesen Verein im späteren Teil unserer Arbeit berichten.
Schulgeschichte Steinenbrück vor 1930
Die Kölner Synode 1536 hatte den Werdegang der heutigen Gemeinschafts-Grundschule Steinenbrück eingeleitet, indem sie die Forderung stellte, dass bei allen Pfarrkirchen Pfarrschulen errichtet werden. Dies geschah dann meist durch Gründung einer Vikarie (100 Jahre Schule in Steinenbrück, S. 20).
Das Kirchspiel Overath, worunter die damalige Honschaft Lüderich gehörte (der heutige Raum Steinenbrück) verzeichnete schon um 1600 eine Volkschule. In einem Bericht, an Herzog von Berg im Jahre 1647 über die konfessionellen Verhältnisse im Kirchspiel Overath, heißt es: „Die hiesige Kirche mit der Kapelle in Marialinden , mit der Schule und allem Zubehör sind wohl immer katholisch gewesen.“ (900 Jahre Overath 1064-1964, S. 201). Da die Bevölkerung stark agrarisch war, fand der Unterricht im Winter statt. Die Kinder bekamen auch ihre Aufgaben. Alle mussten ja mitarbeiten, wie weit und wie viel sie konnten. Die Lehrfächer waren Singen, Religion, Lesen, Schreiben und Rechnen. Bibel und Katechismus dienten als Lesebuch (100 Jahre Schule in Steinenbrück, Overath, S. 20). Im Jahre 1733 wurde das erste bekannte Schulhaus, das gleichzeitig eine Küsterei war, in Overath gebaut. Kurfürst Karl Theodor verfügte im Jahre 1770 eine Eignungsprüfung vor der Einstellung aller Lehrer. Seit 1790 war es die Aufgabe der Regierung Volkschullehrer einzustellen. Eine Schulpflicht oder Schulzwang bestand aber in der bergischen Zeit noch nicht. 1806 kam Overath unter französische Verwaltung (Overath im Wandel der Zeit, S. 108) und im gleichen Jahr traten die französischen Schulverbesserungen von 1798 für die linke Rheinseite und auch für das Großherzogtum Berg in Kraft. Es hieß dann Knaben von 7-14 die Primärschulen zu besuchen (900 Jahre Overath, 1964. Gemeinde Overath, S. 199). Die Völkerschlacht bei Leipzig am 15. - 18. Oktober 1813 (Overath im Wandel der Zeit, S. 90) brach die Herrschaft Napoleons in Deutschland. General Gouverneur Justus Gruner verwaltete seit dem 25. November 1813 die altbergischen Bestandteile des Großherzogtums Berg. Unter preußischer Verwaltung nahm das Volkschulwesen seinen Lauf. 1814 erließ der General Gouverneur Gruner Verordnungen, wonach in jeder Gemeinde eine Schule zu errichten war (900 Jahre Overath, S.199). Es wurde verordnet, dass jede Gemeinde einen Schulvorstand bildet, dem der Pfarrer und zwei Bürger angehörten. Alljährlich wurden die Schulen in jedem Gerichtsbezirk (Kreis) von einem Schulpfleger besucht. In der Regel wurde ein Dechant oder ein anderer Pfarrer für diese Aufgabe eingestellt.
Die Gemeinde Overath hatte schon vier Volkschulen, als im Jahr 1815 das Königreich Preußen von den Rheinlanden Besitz nahm. Einer der wichtigsten Punkte in der Schulgeschichte Steinenbrücks war die Preußische Kabinettorder von 14.5.1825. Eine allgemeine Schulpflicht für den gesamten Umfang der preußischen Monarchie trat in Kraft. Steinenbrück aber erhielt die Schule erst im Jahre 1893. Von 1826 – 1844 gingen die Kinder aus unserem Raum nach Mittelbech zur Schule.
Es ist interessant zu merken, dass unsere Zeitzeugen sich viel und deutlicher an das religiöse oder kirchliche Leben in ihren jungen Jahren erinnern als an alles andere. Die Aussagen sind nicht „ich“- bezogen, sondern mehr kollektiv. Man gewinnt den Eindruck, dass das Leben in der Vergangenheit zusammen mit der Familie, der Kirchengemeinde und der Schule gelebt wurde. Die Einträge in der Schulchronik der ehemaligen Volkschule Steinenbrück helfen uns, ein Bild über das vergangene „Miteinander“ der Steinenbrücker zu gewinnen.
27. April 1931 Abschied des Herrn Hauptlehrers Roeber.
Heute Nachmittag hatte die Kirchengemeinde Steinenbrück ihrem Herrn Hauptlehrer Roeber aus Anlass seines Abschiedes von der Schule eine schöne Feier bereitet. Zu ihr waren erschienen, die Herren Kreisschulrat Schreckenberg, Bürgermeister Bennauer, Pfarrer Lauscher, Pfarrrektor Herchenbach, der Elternbeirat, die Lehrer der hiesigen Kirchengemeinde sowie Vertreter aller kirchlichen und weltlichen Vereine. Mehrstimmige Lieder von den Kindern gesungen leiteten die Feier ein. Dann sprach Herr Kreisschulrat Schreckenberg über die hohen Ziele des Lehrersberufes und über den Scheidenden, der 40 Jahre in seinem Beruf tätig war und in ihm aufging. Als Zeichen der Anerkennung der Schulbehörde überreichte der Redner eine Ehrenurkunde. Herr Pfarrrektor Herchenbach sprach das Bedauern der Pfarrgemeinde über die Trennung von ihrem verehrten Lehrer aus. Er stellte ihm das Zeugnis aus, dass er ein Lehrer nach dem Vorbild des göttlichen Kinderfreundes war und den Schülern auch nach der Schule stets ein treuer Freund ein Berater gewesen ist. Weiter sprach Herr Heinrich Kohlhagen als Vorsitzender des Elternbeirates den Dank der Elternschaft aus. Herr Bürgermeister Bennauer desgleichen im Namen der Gemeinde, wobei er auch der Tätigkeit des Herrn Roeber als Gemeindemitglied und Beigeordneter ehrend gedachte. Zum Dolmetscher der Vereine machte sich Wilhelm Eisengarten und Herr Pfarrer Lauscher dankte im Namen der geladenen Gäste. Weiter sprach noch ein Schüler der jetzige Lehrer Hubert Eisengarten. Zum Schluß ergriff Herr Hauptlehrer Roeber tief bewegt das Wort und einem herzlichen Dank an alle, welche ihm diesen schönen Abschied bereitet hatten. Er habe sich bemüht, den Kindern Lehrer und Erzieher zu sein, und wenn er sich auch seiner Unvollkommenheit bewusst sei, so freue ihn doch, das sein Wollen so freundlich beurteilt wurde, und manche seiner Worte stimmten nicht nur diese zur Rührung, sondern auch in das Auge manches Erwachsenen drängten sich Tränen. Es war eine ergreifende, tiefempfundene Abschiedsfeier.“
September 1931
Der neue Seelsorger Hochw. Herr Rektor Hermann Hahn hielt heute seinen Einzug. Der religiöse Eifer und die freudige Stimmung der Bewohner taten sich vor allem kund in der überaus großen, geschlossenen Beteiligung an der Feier, aber auch in dem reichen Fahnen- und Grünschmuck, den der Ort als äußere Willkommenszeichen seiner treukirchlichen Bewohner zu Ehren des neuen Seelenhirten angelegt hatte. Eine überaus stattliche Festgemeinde erwartete um 9 Uhr am Ortseingang Herrn Rektor Hahn. Sämtliche kirchlichen und weltlichen Vereine des Ortes waren vollzählig zugegen, außerdem die ganze Schulgegend von Steinenbrück und Mittelbech. Inmitten der übrigen großen Zahl der Rektoratsangehörigen bemerkten wir auch eine stattliche Deputation aus dem bisherigen Seelsorgebereich des neuen Rektors. Nach einem herzlich stimmenden Begrüßungsgedicht aus Kindermund entbot Herr Wilhelm Eisengarten namens des Kirchenvorstandes dem neuen Seelsorger den aufrichtigen Willkommgruß der Rektoratsgemeinde. Als Vertreter der Zivilgemeinde Overath begrüßte Herr Bürgermeister Bennauer den neuen Rektor in einer Ansprache, die von dem guten Einvernehmen zwischen Ortsbehörde und Geistlichkeit erfreuliches Zeugnis gab. Der Kirchenchor sang ein festlich stimmendes Begrüßungslied, dem die Feuerwehrkapelle ein Musikstück folgen ließ. Herr Rektor Hahn dankte in bewegten Worten für den schönen herzlichen Empfang.
Die Angehörigen der Rektoratsgemeinde ließen es sich nicht nehmen, der Freude des Tages auch „außerkirchlich“ Ausdruck zu geben. Sie bereiteten dem neuen Rektor nach Einbruch der Dunkelheit eine festliche Ovation. Sämtliche kirchlichen und weltliche Vereine veranstalteten einen Fackelzug, der vom Rademacher zum Pastorat zog. Ganz Steinenbrück war auf den Beinen. Die Ovation bestand aus einem bunten Kranz erlesener Darbietungen, die alle auf das Fest des Tages abgestimmt waren. Kirchenchor, Sängerbund, Feuerwehrkapelle und die beiden hiesigen Tambourkorps gaben abwechselnd ihres Sanges- bzw. musikalische Kunst zum Besten.
Herr Rektor Hahn, sichtlich gerührt von dieser Ehrung, erwiderte diese mit Worten herzlichen Dankes an alle Versammelten und verband damit die Hoffnung, dass alle guten Wünsche für sein hiesiges Wirken in Erfüllung gehen möchten.
Herr Rektor Hahn hielt sich an seine Worte, und ein Miteinander in der Gemeinde während seiner Tätigkeit in der Kirche St. Barbara war sehr bedeutend. Er war der Seelsorger in Steinenbrück von 1931-1940, eine Zeit, wo Not in der Gegend herrschte. Wegen seines Herzleidens war er gezwungen, seine „ihm teuer gewordenen Wirkungsstätte“ zu verlassen. Er verstarb im folgenden Jahr in Junkersdorf als Rektor des Klosters vom guten Herzen und wurde nach seinem Wunsche in Steinenbrück begraben. (L. Odenthal, Chronista veritati serviat, Rektoratspfarrer Odenthal L. 1947).
Dreißig Jahre nach der Gründung des Kirchbauvereins hatte sich nicht viel im kirchlichen oder religiösen Miteinander bei den Bewohnern unseres Ortes verändert. Wie vorher erwähnt, wurde im Jahr 1902 der „Kirchbauverein St. Barbara, Steinenbrück“ gegründet.
In den Statuten des Vereins fand man, wie bereitwillig und opferfreudig die Mitglieder waren, um ihre Kirche zu bauen:
§ 1 Es bildet sich in Steinenbrück und Umgebung ein Verein, welcher den Zweck hat, sowohl durch eigene Beiträge als durch anderweitige Bemühungen die Mittel zum katholischen Kirchenbau event. zur Ausschmückung der zu erbauenden Kirche zu verschaffen. Derselbe stellt sich unter den Schutz der Heiligen Barbara, Kirchenpatronin.
§ 2 Mitglied des Vereins wird jeder, welcher einen monatlichen Beitrag von wenigstens 25 Pfg. an die Vereins-Kasse zahlt. Es steht jedoch jedem Mitgliede frei, zu jeder Zeit auszuscheiden, sowie den gezeichneten Beitrag zu erhöhen. (Statuten des St. Barbara Kirchbau-Vereins in Steinenbrück für Mitglied, 1902, Archiv der Stadt Overath, 33-5)
Abbildung: Kirchbauvereinsmitglieder, undatiert, Familienbesitz Tödt
Am 25. April 1938 in Steinenbrück schrieb Pfarrer Hahn an das Hochwürdigste Erzbischöfliche Generalvikariat in Köln. Unten befindet sich der Wortlaut des genauen Schreibens.
Zur Klärung der Frage, ob der Darlehnsvertrag und Schuldschein zwischen der Kath. Kirchengemeinde St. Barbara Steinenbrück als Schuldnerin und der am 4. August 1937 verstorbenen Juliana Manz als Gläubigerin rechtsgültig sei, teilt der gehorsamst Unterzeichnete nach Prüfung des vorhandenen Aktenmaterials dem Hochwürdigsten Erzbischöflichen Generalvikariat mit:
In den Jahren 1927 – 1928 baute die Kirchengemeinde das Rektoratspfarrhaus. Am 28. September 1927 wurde das in beglaubigter Abschrift beiliegende Anleihegesuch an das Hochwürdigste Erzbischöfliche Generalvikariat gerichtet. Da die Kirchengemeinde Steinenbrück damals noch keine eigene Vermögensverwaltung besaß, war der Kirchenvorstand der Muttergemeinde Overath zuständig und verantwortlich. Daher hat Herr Dechant Msgr. Schlenkert als Pfarrer von Overath mitunterzeichnet.
Eine Beantwortung dieses Anleihegesuches vonseiten des Hochwürdigsten Erzbischöflichen Generalvikariates ist hier in den Akten nicht zu finden.
Dann finde ich in den Akten das hier in beglaubigter Abschrift beiliegende Baugesuch vom 2. Januar 1928, das allerdings in dem hier in den Akten vorhandenen Durchschlag keine Unterschrift trägt. Über die Genehmigung des in dem Baugesuch erwähnten und dem Gesuch beiliegenden, bereits genehmigten Anleiheantrags nebst Tilgungsplan ist, wie schon erwähnt, hier in den Akten nichts zu finden. Auf Befragen der Hochw. Herrn Dechanten Msgr Schlenkert und des früheren Rektors, jetzigen Pfarrers Herchenbach von Marialinden, erfuhr ich, dass beide Herren persönlich dem Hochwürdigsten Erzbischöflichen Generalvikariat, wie auch in der Regierung den Antrag vorgelegt haben, worauf er auch von beiden Stellen genehmigt wurde. Ob die Genehmigungsurkunde nun etwa an den Kirchenvorstand Overath gesandt worden ist und etwa dort noch in den Akten liegt, oder ob das Original später beim Baugesuch mit eingesandt und in den Akten des Hochwürdigsten Erzbischöflichen Generalvikariates verblieben ist, habe ich nicht feststellen können.
Der Tilgungsplan eines Kapitals von 10,000. – RM, das die Kirchengemeinde Steinenbrück von der Kreisparkasse der Landkreise Köln, Rhein. Berg. Kreis und Bergheim in Köln erhielt, trägt den Genehmigungsvermerk des Hochwürdigsten Erzbischöflichen Generalvikariates vom 14. September 1928.
Der Pfarrhausbau war begonnen. Da erhielt die Kirchengemeinde durch Urkunde vom 23. Januar 1928 vom Hochwürdigsten Erzbischöfliche Generalvikariat, unter dem 31. Januar 1928 von der Regierung unterzeichnet, eigene Vermögensverwaltung.
Die in dem beiliegenden Anleihegesuch erwähnten Gelder blieben aus mit Ausnahme der 3000. – RM des St. Barbara–Kirchenbauvereins und der oben bereits erwähnten, erst im September ausgezahlten 10000.- RM.
So war der Kirchenvorstand in größter Geldverlegenheit. Ein der Kirchengemeinde von der Bergwerksgesellschaft Vieille – Montagne in Untereschbach gewährtes Darlehen von 5000.- RM unter monatlicher Rückzahlung von 430.- RM konnte nicht aus der Notlage heraushelfen.
Da fasste der Kirchenvorstand unter dem 10. Februar 1928 den hier in beglaubigter Abschrift beiliegenden Beschluss. Leider ist dieser Beschluss nur von dem damaligen Rektor, Herrn Pfarrer Herchenbach, und dem damaligen Kirchenrendanten und Protokollführer Peter Graf unterschrieben. Letzterer gehörte dem Kirchenvorstand nicht als Mitglied an. Doch besteht kein Zweifel, dass alle in der Sitzung anwesenden Mitglieder sich über die gewollte rechtsgültige und verbindliche Wirkung des Beschlusses einig und klar waren. Das Fehlen der erforderlichen Unterschriften zweier Kirchenvorstandsmitglieder ist nur als Formfehler anzusehen und kann nur auf Irrtum beruhen, ist auf keinen Fall beabsichtigt.
Auf Grund dieses Beschlusses nahm nun der damalige Rektor Kapitalien von privaten Geldgebern auf. Diesen Geldgebern gab er Schuldscheine, die der genannte Kirchenvorstand als Blanko- Schuldscheine unterschrieben hatte, in die dann der Rektor Name der Geldgeber und Höhe des Betrages einsetzte. Verschiedene der Geldgeber haben sich mit einer einfachen, nur vom Rektor unterzeichneten Quittung über den gezahlten Betrag begnügt und haben den nachher auszustellenden formgerechten Schuldschein nicht verlangt bzw. abgeholt. So erklärt es sich, dass heute noch diese einfachen Quittungen in Händen von Geldgebern sind.
Die Einzelnen von der Kirchengemeinde geliehenen Kapitalien sind folgende:
Heinrich Römer 5000. – RM
Eheleute Gottfried Haag u. Marg. Pethes 300. – RM
Eheleute Peter Rottländer 1000.- „
Geschwister Roth 300. – „
Anna Schmidt 1000. – „
Anna Schmidt 485. – „
Peter Fassbender 100. - „
Geschwister Ahlefelder 300. - „
Philipp Daubenbüchel 500. - „
Johann Schönenberg 1000. – „
Rudolf Röber 300. – „
Wilh. Daubenbüchel 500. – „
Jos. Lüdenbach 100. - „
Rudolf Röber 300.-
Karl Lion 800.-
Joh. Lede 2000.-
Peter Bock 500. –
Peter Bock 500. –
Kirchenchor (für Orgelgestiftet) 600. –
Eheleute Gottfried Haag 100. –
Katharina Fuss 200. –
Karl Lion 200.-
Anna Schmidt 200.-
Eheleute Gottfried Haag 100. –
Juliana Manz 2500.-
Gertrud Ley 1000. –
Christine Ley 1600. –
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Sa 20885. –
Wenn für diese Anleihe keine eigene Genehmigung eingeholt wurde, so ist das dadurch zu erklären, dass Rektor und Kirchenvorstand sich auf Grund der oben erwähnten Genehmigung des Anleihegesuches und Tilgungsplanes vom 28. September 1927 und des Baugesuches vom 2. Januar 1928, das am 18. Februar 1928 unter J. Nr. A. 1846 / 28 von dem Hochwürdigsten Erzbischöflichen Generalvikariat genehmigt wurde, befugt hielten, die zum Bau notwendigen Gelder zu beschaffen.
Ueber diese umfassende Darlegung hinaus vermag der gehorsamst Unterzeichnete keine weiteren Angaben zur Klärung der Schlage zu machen.
Gehorsamst gez. Hahn R. Pfr.
(GVAI Steinenbrück 2, Historisches Archiv des Erzbistums Köln)
Die Pfarrgemeinde Steinenbrück hatte beschlossen, Anfang der 30-er Jahre ein Pfarrhaus zu bauen, in dem sie durch auch „private“ Personen das nötige Geld zur Finanzierung des Baus des Pfarrhauses beschaffen wollte. (GVAI Steinenbrück 2, Historisches Archiv des Erzbistums Köln) Briefe, die vom 3. März 1939 datieren, zeigten uns, dass die Personen, die das Geld zur Verfügung gestellt haben zur Finanzierung des Baus, zum größten Teils aus einfachen Verhältnissen kamen. Es waren Invaliden, Briefträger, alte Jungfrauen usw. Unten befindet sich der Wortlaut des genauen Schreibens.
6.III. 1939
Entschuldung S t e i n e n b r ü ck
________________
Die heutige Schuld beträgt:
Rm 7.200. - bei Kreissparkasse
Rm 15.400. - bei Privatanleihe
_________
Rm 22.600.-
Die Schuld entstand durch den Pfarrhausbau. Bei der Sparkasse betrug sie ursprünglich Rm 10.000.- und ist genehmigt. Die Privatanleihe ist nicht genehmigt. Sie betrug ursprünglich Rm 20.885. -; für die Tilgung derselben wurden im Jahren 1932 von uns bereits Rm 1.500.- gegeben. Die Privatanleihe wurde gegen Schuldscheine aufgenommen, die nach dreimonatlicher Kündigungsfrist fällig sein sollten. Sie konnten bisher, trotz häufiger Kündigung, nicht zurückgezahlt werden. Die Gläubiger sind alle arm, Invaliden, Briefträger, Jungfrauen etc.
Um geordnete Verhältnisse zu schaffen wird folgendes vorgeschlagen;
Durch Verhandlung soll die Privatanleihe auf Rm 14.800. - bei sofortiger Barauszahlung herabgesetzt werden. Nach vorsichtiger Schätzung durfte mit folgenden Beträgen zu rechnen sein.
Gläubiger: Schuld p. 1.4. 38 Abfindungsbetrag:
Römer 5.315.- 5.100. –
Haag 353.- 300.-
Rottländer 1.007.- 700.-
Schmidt 1.791.- 1.700.-
Lion 949.- 900.-
Lede 1.151.- 1,100.-
Bock 300.- -
Manz 2.551.- 2.000.-
Lei 3.085 3.000.-
Mengden 200.- -.-
___________
14.800.-
Die 14.800. – werden aufgebracht
Rm 6.000.- Anleihe bei Neuhonrath
„ 4000.- Anleihe bei Marialinden
___________
Rm 10.000.-
3500. -. Sollen aus dem Schuldentilgungsfonds gegeben
werden, unter die Bedingung, dass die Kirchengemeinde
die restlichen
Rm 1.300.- aus eigenen laufenden Mitteln bzw. Revenüenfonds aufbringt
____________
Im kommenden Etat wären dann für Zinsen und Tilgung aufzubringen
Rm 600.- für die 10.000.- der beiden Kirchengemeinden
Rm 600.- für die Kreissparkasse
______________
Rm 1200.- gegen bisher ca Rm 2400.- , sodaß Rm 1.200.- gespart werden.
Diese Rm 1200.- sollen wie folgt verwandt werden.
Rm 300.- Rücklage zum Kirchenbaufonds
Rm 300.- Senkung des Kirchensteuersatzes von 16 ½ Satzes auf 15%.
Rm 600.- + Rm 600.-, die bereits für Küster, Organistin und Chordiri-
genten im Etat stehen, für einen künftig anzustellenden Kirchorganisten.
_______________
Rm 1.200. –
_______________
Benötigt wurden für eine Privatanleihe 14 800.- Rm. Bedenkt man, dass zur damaligen Zeit der Schichtlohn eines Bergarbeiters ca. 6 Mark betrug, so bedeutet das, dass dafür ca. 2466 Bergarbeiterschichten hätten geleistet werden müssen, also 10 Jahre Arbeit eines Bergmannes. Der besser gestellte Obersteiger Römer gab zum Beispiel eine Anleihe von 5315 Rm, während weitere Personen Anleihen zwischen 200 Rm und 3035 Rm gaben. Der Durchschnittswert der Anleihen liegt bei 1635 Rm, also dem Wert von ca, 272 Bergarbeiterschichten, also etwas mehr als das Jahreseinkommen eines Bergmannes. Heute verdient zum Beispiel ein Facharbeiter in der Metallbranche etwa 15-16 Euro pro Stunde, pro Tag also 120 -143 Euro, also etwa 26400 Euro pro Jahr. Es ist kaum vorstellbar, dass heutzutage die einfache Bevölkerung aus Privatmitteln für gute Zwecke eine derartige Anleihe geben würde
Am 1. Mai 1916 konnte feierlich durch Dechant Schlenkert der Grundstein gelegt werden, und am 2 April 1916 war es soweit. Die kirchliche Weihe fand statt durch Dechant Schlenkert. Am 10. Juli 1933 wurde die Kirche durch Weihbischof Dr. Wilhelm Stockums feierlich eingesegnet. (Overath im Wandel der Zeit, S. 179 -180 ) Zu diesem Anlass finden wir auch einen Eintrag in der Schulchronik:
10. Juli 1933
„Am heutigen Tage fand die Einweihung unserer Kirche durch den hochwürdigsten Herrn Weihbischof Dr. Wilhelm Stockums statt. Der hiesige Paramentenverein hatte unter Leitung
von Frau Christine Schneider zur Ausschmückung der Kirche in 6 monatlicher unermüdlicher Arbeit einen 56 qm großen Wandbehang als Altarhintergrund gestickt. Die für den Altar bestimmten Reliquien der ehemaligen Märtyrer Auxilius und Eutropius hatte man in dem vom Frauenverein überaus würdig geschmückten Jugendsaale am Tage vorher ausgestellt. Sie waren die ganze Nacht hindurch Gegenstand eifriger Verehrung seitens der Pfarreingesessenen. Am Nachmittag spendete der hochw. Herr Weihbischof Dr. Stockums unter reger Anteilnahme der Gläubigen 205 Firmlingen der Pfarrgemeinde das hl Sakrament der Firmung.“
Es waren noch etliche Einträge in der Schulchronik zu finden, wo im kirchlichen Geschehen das Miteinander unter den Bewohnern zu spüren war. Egal wie einfach, belanglos oder selbstverständlich ihre sehr gehegten Wünsche gewesen zu sein scheinen.
17. Mai 1932
Am Pfingstmontag wurde in der hiesigen Rektoratskirche eine Gedenktafel für die im Weltkrieg gefallenen Krieger der Rektoratsgemeinde enthüllt. An dieser Feier nahmen sämtliche kirchlichen und weltlichen Vereine mit Fahnendeputationen teil. Die Ehrentafel, welche die Namen der 43 Gefallenen der Rektoratsgemeinde aufweist, wurde von den Herren Anton Graf und Adolf Schmitz unentgeltlich angefertigt.
24. Juli 1932
Vom schönsten Sommerwetter begünstigt wurde heute Nachmittag die Weihe des neuen Friedhofskreuzes vollzogen, wozu sich alle katholischen und evangelischen Gemeindeangehörigen eingefunden hatten. Die Feier wurde durch einen Musikvortrag des Salonorchesters eingeleitet, worauf Herr Bürgermeister Bennauer als Vertreter der Zivilgemeinde Overath das Wort ergriff und erklärte, dass es schon lange der sehnlichste Wunsch der Steinenbrücker gewesen sei, ein Friedhofskreuz zu besitzen, und dass es von großer Opferfreudigkeit zeuge, wenn in dieser schweren Zeit die beiden Konfessionen es fertig gebracht hätten, dieses Kreuz zu errichten. Herr Bürgermeister Bennauer beglückwünschte die Gemeinde zu diesem schönen Denkmal. Nach einigen Liedervorträgen der Kirchenchöre Steinenbrück und Althonrath sprachen Pfarrrektor Hahn und der evangelische Pfarrer aus Althonrath über den Sinn und Zweck dieses Kreuzes. Nun wechselten Liedervorträge in bunter Reihe ab. Der aus der 1. und 2. Klasse hiesiger Schule gebildete Kinderchor trug das von Herrn Junglehrer Eduard Schwamborn gedichtete und komponierte Lied: O heil`ges Kreuz sei uns gegrüßt“ dreistimmig vor. Dann nahm Herr Pfarrrektor Hahn die eigentliche Weihe des von den Mädchen der 1. Klasse prächtig geschmückten Denkmals vor.
Kirche, Erntedankfest et al
1. Oktober 1933
Steinenbrück feierte heute seinen ersten Erntedanktag bestehend aus Festgottesdienst, Festzug und Freitanz.
„Dat wor en Kirmes! Meinte nit och?“ Kirmes gehört zu Steinenbrück wie in allen anderen Dörfern. Auch in schweren Zeiten, wo Not und Mangel in diesem Dorf herrschten, gaben die Steinenbrücker ihre Kirmes nicht auf. Ein Zeitungsartikel belegte dies wie folgt:
15. Juni 1931, Steinenbrück
Am kommenden Sonntag, dem 21. und Montag, dem 22. Juni wird in unserem Ort die diesjährige Kirmes gefeiert. Man wollte anfangs, dem Ernst der Zeit Rechnung tragend, von einer Kirmesfeier in diesem Jahre überhaupt Abstand nehmen; jedoch wurden Stimmen laut, das man auch in einer solchen Zeit ein so altes Volksfest aufrecht erhalten müsste. Die Steinenbrücker Kirmes war trotz ihres kurzen Bestehens immer ein sehr schönes Volksfest, an dem sich alle, groß und klein, arm und reich, beteiligten, und es wird auch sicherlich in diesem Jahre wieder so ein. (Rheinische Zeitung, 1931, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)
Noch ein Artikel darüber, wie die Steinenbrücker ihre Kirmes zusammen feiern, bringt uns die Zeitung von 1935.
„Dat wor ein Kirmes!“ Wenn man dies Urteil so etliche…zigmal gehört hat, muß es wohl stimmen, oder „meinte nit och?“ So eine Stimmung überall! Konnte ja auch nicht ausbleiben, wenn man so ein strahlendes Wetter „zur Verfügung“ hat, und das Bier so gut schmeckt. Die Hauptanziehungspunkte waren das Festzelt der Ww. Wilh. Pick in Altenbrück und der Steinenbrücker Hof (Besitzer Wilh. Höck). Aber auch beim „Köbes“ und beim „Girret“ war die Sache in Ordnung. Die „Sensation“ des Montags brachte das „Schubkarrenrennen“ um den großen Preis von Steinenbrück. Bei sehr starker Konkurrenz ging Hans Höck als Erster durchs Ziel mit seiner „Auto Union“, Heinrich Berghaus mit „Bugatti“ und Toni Lukas mit „Alfa Romeo“ belegten die folgenden Plätze. Kurz und gut unsere Prophezeiung über die Kirmes hat sich zur vollsten Zufriedenheit aller wohl ganz erfüllt. (Westdeutsche Beobachter Rheinisch – Bergisch Gladbach Kreisblatt, 1935, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)
Einen Bericht aus der Schulchronik über das Erntedankfest hatten wir schon unter das „Kirchliche Leben in Steinenbrück“, wo das Fest auch mit der Kirche verwoben war, erwähnt. In dem folgenden Zeitungsbericht stellte man fest, dass die Steinenbrücker wieder zusammen waren, um einen großen Tag miteinander zu feiern.
3. Oktober, 1933, Steinenbrück
Auch unser schönes Heimatdörfchen stand im Zeichen des Erntedankfestes. Schon in den frühen Morgenstunden versammelten sich die Bauern, Jungbauern und Gehilfen, einige hoch zu Pferd, am Steinenbrücker Hof zur Festfeier zusammen fanden. Mittags zogen dann alle nach Bensberg zum großen Festzug, von wo sie um sechs Uhr abends zurückkehrten und sich im Steinenbrücker Hof zur
Festfeier zusammenfanden. Der Führer der hiesigen Bauernschaft Nikolai Schmidt begrüßte die zahlreich Erschienenen. Die Feuerwehrkapelle trug darauf ein Konzertstück vor, alsdann richtete Pastor Hahn einige herzliche Worte an die Anwesenden und gab dem Wunsche Ausdruck, dass der Gemeinschaftsgedanke und der Gemeinschaftsgeist auch hier Platz finden möge. Zum Schluß der Feierstunde, die umrahmt wurde von Musikvorträgen der Feuerwehrkapelle, sprach P.G. Brandmeister Hewel über die enge Verbundenheit, die gerade zwischen der Bauernschaft und der Feuerwehr herrsche. – Mit einem dreifachen Sieg – Heil auf unseren Kanzler und den Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg klang die Feier aus. Der nachfolgende Freitanz hielt die Anwesenden noch einige Stunden in echt bergischer Gemütlichkeit zusammen.
Die Gruppenstunde

Abbildung: Die Gruppenstunde, undatiert, Familienbesitz Elisabeth Marks
Die Gruppenstunde
Von unseren Zeitzeugen haben wir erfahren, dass die Kirche eine große Rolle gespielt hat für das Zusammenkommen der Kinder und besonders der Jugendlichen zur damaligen Zeit. Diese nannten dieses Zusammenkommen “die Gruppenstunde“. Frau Elisabeth Marks erzählte uns.
„Wir hatten eine Gruppenstunde und das war die Einzige, die wir hatten. Wir hatten Krippenspiele gespielt mit so Schattenspiele. Da wurde dann ein Bettuch gespannt in der Tür und dahinter war denn Licht. Und dann haben wir die Krippe aufgebaut. Maria saß an der Krippe und die Kinder haben gesungen. Es war immer so schön. Und das war die Einzigste, die wir hatten. Dienstag am Abend war dann die Gruppenstunde und dann gingen viel. Wir gingen dann oben, wo jetzt der Golfplatz ist, und wir haben gesungen. „Abendstille überall“ war immer das Schlusslied, und dann waren wir immer gerührt und haben wir gedacht, wir sind die glücklichsten Kinder auf der Welt.“
Frau Elisabeth Tödt bestätigt dies auch wie folgt:
Also, das war ja hier, wir hatten ja noch Gruppenstunde, das war eine Gruppe, die sich jede Woche traf, die Mädchen zusammen, was ja heutzutage nicht mehr so ist. Wir waren vielleicht 12 Jahre alt.
Auf die Frage, wo sie sich getroffen haben und worüber sie gesprochen haben, antwortete sie:
„In der Kirche. Da war der Kindergarten noch da. Neben der Kirche war der Kindergarten. Das ist, wo jetzt das Haus von Laux ist. Von dem früheren Hauptschullehrer Laux. Da hat früher ein Kindergarten gestanden, und zwar war das eine Baracke. Wir haben Ausflüge gemacht und Wanderungen gemacht, und viel gesungen und Reigen geübt, und haben auch Vorführungen im Steinenbrücker Hof gemacht. Wir haben auch Weihnachtspiele gemacht. Wir hatten auch einen Kirchenchor.“