51491 Steinenbrück
Overath

Vereine damals und heute

 

Die Steinenbrücker erwiesen sich nicht nur als feierfreudig und gemütlichkeitsfördernd, sondern auch als wissbegierig, wie dieser Artikel über die Ziegenzucht-Vereine im Jahre 1933 zeigt. Die„Bergmannskühe“ vereinten auch ihre Herren.

Das Vereinsleben in Steinenbrück                                                           

 

Die Bergarbeiter neigten dazu, sich zu bestimmten Zwecken zu vereinigen. Es gab sowohl Gemeinschaften, in die man automatisch als Bergmann eintrat, als auch freiwillige, welche die dem Schutz dienten und welche zur Freizeitgestaltung. (Der Erzbergbau im Kölner Montanrevier, S.50). Wie wir auch schon mehrfach gesehen haben, waren Vereine, kirchliche und weltliche, in Steinenbrück sehr aktiv. Wir haben versucht, auf deren Spuren zu kommen nach mehrmaliger Erwähnung in der Schulchronik und von den Zeitzeugen. Wir waren sehr überrascht, als sie tatsächlich in den Zeitungen der 30-er Jahre auftauchten. Manche sind sehr stark mit der Grube verbunden, manche dienten der Freizeit und manche, die dem Schutz dienten. Alle Vereine, die wir gefunden haben, werden wir erläutern. Aber an dieser Stelle, an der wir über das kirchliche Leben in Steinenbrück berichten, werden wir schon über die kirchlichen Vereine schreiben.

Kirchliche Vereine

Bevor wir den ganzen kirchlichen Vereinen nachgehen, möchten wir erst mal erwähnen, wie wir auf die Vereine gestoßen worden sind. Herr Josef Hagen hatte uns eigentlich neugierig gemacht, als er über das „Ewige Gebet“  gesprochen hat. Das „Ewige Gebet“ wurde zum ersten Mal am 12. Juli 1931 in Steinenbrück gehalten, wie in der Schulchronik verzeichnet war:

„In den hiesigen Pfarrkirche wurde am gestrigen Samstage zum ersten Male das Ewige Gebet abgehalten. Die Beteiligung der Gläubigen war sehr groß. Die Männer und Jungmänner waren in den Nachtstunden zahlreich vertreten. Hoffentlich bleibt dieser echt katholische Geist der hiesigen Gemeinde auch künftig erhalten.“

Als wir diesen Eintrag lasen, hatten wir nicht gewusst, dass die Aussage viel für unsere Arbeit zu bieten hat. Erst als wir mit Herrn Hagen sprachen, wurde uns bewusst, dass es hier schon auf das „miteinander“ im kirchlichen Leben der Gemeinde zuging:

Frage:                        Es gibt ja noch ein Fürgebet. Sind Sie dort auch gegangen?

Herr Hagen.               Ja, sicher. Im Ewigen Gebet. Hast du was von gehört?

Frage:                        Ja, ewiges Gebet, 1933.

Herr Hagen:               Ja, erst mal für die Vereine: Männer, Frauen, Kinder.

                                   Da waren die Gebetsstunde für jeden Hof hier.

Frage:                        Waren da Gebetsstunden?

Herr Hagen:               Jede Stunde kam ein anderer zum Gebet in die Kirche.

Frage:                        Ganze Nacht

Herr Hagen:               Ganze Nacht

Frage:                        Einmal im Jahr?

Herr Hagen:               Einmal im Jahr. Heute ist auch Ewiges Gebet. Kennt ihr nicht?

Frage:                        Nein. Wir haben mal gelesen, aber wir sind ja noch nicht hingegangen.

Herr Hagen:               Ja, ja. Müsst ihr mal den Pastor auch fragen. Kann er euch was erzählen.

Frage:                        Erzählen Sie doch.

Herr Hagen:               Ja, das fing morgens an. Um 6 Uhr. Ja, und dann die Messe. Und fingen die Gebetsstunden an. Für die Frauen, für Männer, für Jungfrauen, für Jungmänner. Die Männer gingen früher ja in die Kirche. Jetzt gehen die ja nicht mehr. Kinder, Mütter. Und mittags kamen die, die in den Orten waren. Reihum Steinenbrück…die die hier waren. Die von Schmitzlöderich, so von 12:00 Uhr bis 1:00 Uhr.  Die anderen, die einen weiten Weg hatten, sind dann abends früh dann gekommen. Da können Sie vielleicht den Pastor fragen. Der hat vielleicht  noch alte Aufzeichnungen davon. Das wurde ja einmal im Gebet vorgelesen. Und die mussten das ja einmal aufschreiben. Wir sind dann von 12:00 bis 1:00 Uhr nachts da gewesen. Ja, und danach waren ja wieder andere daran.

Frage:                        Gab dieses Ewige Gebet Ihnen das Gefühl von Zusammenhalt?

Herr Hagen:               Früher waren die Leute mehr oder weniger auf den anderen angewiesen als heute.

Jungfrauenkongregation

Die Jungfrauenkongregation wurde zwar in einem Missionsbericht (Beantwortung der bei Gelegenheit  der bischöflichen Visitation zu erliegenden Fragen, Köln, 1925) im Jahre 1925 erwähnt, aber mehr konnten wir nicht mehr erfahren. Es gab schon 140 Mitglieder zu dieser Zeit. Der Verein wurde aber auch von einigen heutigen älteren Kirchenmitgliedern der Katholischen Frauen Gemeinschaft (KFD) genannt. Da wir keine Spuren fanden und die Kirche uns auch nicht helfen konnte, beschlossen wir in unserer Nachbargemeinde zu recherchieren. Tatsächlich, die Kirchengemeinde Immekeppel hatte auch eine Jungfrauenkongregation, wobei alle Mädchen über 14 Jahren eingeladen waren, sich in diesem Verein anzuschließen. Kurse in Liturgie wurden den Mädchen angeboten, Andachten wurden zusammen besucht und andere kirchliche Aktivitäten. In den 30er Jahren, als eine große Arbeitslosigkeit herrschte, übernahmen die Mädchen die Verantwortung für die Reinigung der Kirche und das Waschen der Kirchenwäsche. (Dr. Müller G.: Immekeppel 1166-1966, 1982, S. 263). Wir vermuten, dass die Mädchen hier in Steinenbrück auch dieselben Erfahrungen machten wie in Immekeppel.

Katholischer Jungmännerverein

KJMV:  Verband- und Vereinsstruktur um 1930

„Die Vereine waren im Regelfall einer Pfarre zugeordnet. Die Mitgliedschaft umfasste die Alterstufen „Jungmänner (über 18 Jahre), „Jungenschaft“ (11-18 J.), und Jungschar (Vorstufe 13-14 J.). Spätestens mit der Verheiratung schieden die Jungmänner aus.

Das Vereinleben mit der traditionellen religiösen Elementen (Messbuch, Vereinskommunion, Einkehrtage u.ä.) sowie der für Standesvereine typischen Geselligkeit (Vereinssammlungen, Vereinsfeste mit Theater und Musik) wurde nun durch jugendbewegte Züge (…) (http// historisches-lexicon-bayern.de) ergänzt.

Die Belegung dieses Vereins ist zwar nicht fast genauso dürftig wie die der Jungfrauenkongregation in Steinenbrück, aber trotzdem, im Vergleich zu den anderen Vereinen, ist es doch noch sehr wenig. Es wurde auch erwähnt, dass es im Jahre 1925  65 Mitglieder in diesem Verein gab. Aber zwei Einträge auf die Befragung in dem Missionsbericht im Jahre 1930 belegten, dass die genannten Aktivitäten in der Kirche mit der Vereinsstruktur der KJMV 1896-1938/1939 übereinstimmten.

Nach dem Verständnis der führenden Vertreter von Verband und Vereinen war der KJMV die junge „Kirche“. Er diente der Vorbereitung auf die Männerspflichten in Familie, Beruf und Volk“ und erstrebte eine zeitgemäße, vertiefte Gläubigkeit. (http//historisches-lexicon-bayern.de)

In einem Zeitungsbericht hatten wir das Glück, den folgenden Artikel zu lesen:

Steinenbrück: 13. Juli 1931

„Die Katholische Jugend im Zeichen der Aktion“. Dies bewahrheitet sich im wahrsten Sinne des Wortes auch in der Bewegung des kath. Jungmännervereins Steinenbrück. Schon allein der Aufbau beweist seine moderne Einstellung zum inneren und auch öffentlichen Leben. Der Verein sieht es als eine Aufgabe an den jungen Menschen als Mann heranzubilden, damit er auch im späteren Leben als katholischer Mann, sowohl in der Familie wie auch im Staat, seine Pflicht erfülle. Im einzelnen gestaltet sich das Bild folgendermaßen: der Katholische Jungmänner Verein ist eingeteilt in Gruppen wie: Deutsche Jugendkraft, Sturmschar, Musikabteilung, Trommler und Pfeifenchor und Jugendabteilung. Letztere besteht aus Mitgliedern bis zum vollendeten 17. Lebensjahr. Zur Bildung im politischen und wirtschaftlichen Leben finden für sämtliche Mitglieder je nach Interesse Kurse statt. Die Leitung dieser Kurse liegt in den Händen des Präses und verschiedener Mitglieder  aus dem Führerkreis.“ (Rheinische Zeitung, 1931)

Am 11. April 1930 fanden wir den Bericht des Pfarrrektor Joseph Herchenbach über die in der Kirchengemeinde St. Barbara vom 11. November bis 24. November 1929 abgehaltene Mission. (Missionsbericht, 1930, Historisches Archiv des Erzbistums Köln)

5.  Stand der Sittlichkeit

a)     Bekanntschaften, Brautstand, Vorbereitung auf die Ehe durch Vorträge, Exerzitien, Brautunterricht, Sakramentenempfang vor der Trauung, Brautmesse, Reinheit des Familienlebens, Stand der Sittlichkeit bei den Schulkindern und Jugendlichen

Antwortet der Herr Pfarrrektor Herchenbach folgendes:

In den Standesvorträgen für die Mitglieder der Jugendvereine, die monatlich gehalten wurden, sind die Vorbereitung auf die wichtigen Fragen behandelt worden. Der besondere Brautunterricht wurde jedesmal erteilt. Die Brautleute empfingen vor der Eheschließung die Hl. Sakramente – Betr. Reinheit des Familienlebens und Sittlichkeit bei den Schulkindern konnten keine besonderen Klagen erhoben werden.

In den Schulchronik fanden wir einen Bericht, wo auch die „Jungmänner“ genannt wurden:

12. Juli 1931

„In der hiesigen Pfarrkirche wurde am gestrigen Samstage zum ersten Mal das „Ewige Gebet“ abgehalten. Die Beteiligung der Gläubigen war sehr groß. Die Männer und Jungmänner waren in den Nachtstunden zahlreich vertreten. Hoffentlich bleibt dieser echt katholische Geist der hiesigen Gemeinde auch künftig erhalten.“

Unsere  Zeitzeuge Herr Hagen erwähnte auch, wie die Vereine bei den Andachten zu seiner Zeit mitmachten:

Katholischer Arbeiterverein

31. Mai 1935

Der KAV Steinenbrück hielt am Feste Christi Himmelfahrt um 5 Uhr Nachmittag seine diesjährige Generalversammlung. Nach der Eröffnung durch den Vorsitzenden Adolf Schmitz Sr. verlas  der Schriftführer Herr Manz das Protokoll der letzten Generalversammlung und gab einen Überblick über das verflossene Vereinsjahr. Der Kassenbericht wies eine Einnahme von 192.10 Mark und eine Ausgabe von 182.32 Mark auf. Der Kassenbestand beträgt 36.68 Mark. Am 22. und 23. Juni findet eine Kettelerfahrt nach Mainz statt. Die Unkosten betragen 7.50 Mark. Meldungen mögen baldigst erledigt werden. Der Verein beabsichtigt in der zweiten Hälfte des Juli einen Ausflug nach Frielingsdorf. Bei der Wahl des neuen Vorstandes  wurden die ausscheidenden Mitglieder wieder gewählt und ein Ersatzmann für den Fahnenträger bestimmt. In seinen Schlussausführungen gedachte der Vorsitzende Adolf Schmitz noch besonders der Verdienste des verstorbenen Mitgliedes Konrad Frechen und dankte allen Mitgliedern und vor allem dem Präses Pfarrer Hahn für die eifrige Wirksamkeit zum Wohle des Vereins. (Westdeutsche Beobachter, Rheinisch – Bergisch Kreisblatt, 1935, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Versammlung des Arbeitervereins, 11 März 1935

Die Katholische Arbeiterverein in Steinenbrück hatte seine Mitglieder gestern nach dem Hochamte im Vereinssälchen versammelt. Neben den verschiedenen Vereinsangelegenheiten stand hauptsächlich die Besprechung über die Bußwallfahrt für die Männer in Köln auf der Tagesordnung. Die Wallfahrt findet in diesem Jahre statt in der Nacht von 6. zum 7. April. Um ohne Schwierigkeiten die nötigen Fahrgelegenheiten schaffen zu können, sollen die Anmeldungen zu der Wallfahrt möglichst schon bis Sonntag, den 24. März erfolgen. Die Mitglieder des Arbeitervereins melden sich bei ihren Vertrauensleuten, Nichtmitglieder beim Pfarramt. (Westdeutsche Beobachter, Rheinisch-Bergisch Kreisblatt, 1935, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Bruderschaftsverein

Steinenbrück, 11 März 1935

Zu der gestrigen Bruderschaftsandacht zu Ehren der Mutter von der immerwährenden Hilfe, die allmonatlich am zweiten Sonntage stattfindet, hatte sich erfreulicherweise wieder eine  sehr große Zahl von Gläubigen eingefunden. Wie stark das Vertrauen zu Gottes… (Westdeutsche Beobachter, Rheinisch-Bergisch Kreisblatt, 1935, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Steinenbrück, 11. Februar 1935

Gestern Nachmittag fand in unserer Kirche die dritte Bruderschaftsandacht seit ihrem Bestehen statt, die wiederum einen sehr guten Besuch aufzuweisen hatte. Die Bruderschaft, die am 1. Jan. dieses Jahres unter dem Titel: Unsere Liebe Frau von der immerwährenden Hilfe mit 732 Mitgliedern gegründet wurde, ist inzwischen auf 885 Mitglieder angewachsen. Das Pfarramt gibt bekannt, dass die bestellten Bruderschaftsbüchlein im Pfarrhause oder in der Sakristei abgeholt werden können. Medaillen zu 5 und zu 20 pf (mit Etui) sind gleichfalls erhältlich. (Westdeutsche Beobachter, Rheinisch-Bergisch Kreisblatt, 1935, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Steinenbrück, 09. April 1935

Das Pfarramt Steinenbrück schreibt uns: Am nächsten Sonntag (Palmsonntag) ist Bruderschaftssonntag. Die Mitglieder, die keinem sonstigen kirchlichen Vereine angehören, mit dem sie ihre monatliche heilige Kommunion halten, werden eingeladen, an diesem Sonntag ihre monatliche heilige Kommunion zu halten, wie auch alle Mitglieder gebeten werden, außer ihrer monatlichen heiligen Kommunion auch an diesem Sonntag zur hl. Kommunion zu gehen. Der Bruderschaftssonntag muß in Zukunft mehr und mehr der Gemeinschaftssonntag werden, an dem die Pfarrgemeinde sich zur Pfarrfamilie bekennt unter dem Schutz von der Mutter zur immerwährenden Hilfe mit dem Losungswort: Durch Maria zu Christus!“ Das Zettelkästchen steht bis Sonntagmorgen beim Mariahilfbilde zum Einführen der besonderen Anliegen. Bruderschaftsbüchlein und Medaillen sind im Pfarrhause vorrätig. (Westdeutsche Beobachter, Rheinisch-Bergisch Kreisblatt, 1935, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)                                                                                                
 

Frauen– und Mütterverein

Die 1. Vorsitzende der Katholischen Frauen Gemeinschaft Steinenbrück (KFD) Frau Maria Koziel hatte uns zu ihrem 90-Jahre-Jubiläum gefragt, ob wir (Theater für Kinder/Theaterfabrik) für sie etwas vorbereiten könnten. Dies haben wir als eine sehr gute Gelegenheit betrachtet, mit unserer

Recherche über diesen Verein voranzukommen. Es war wirklich sehr schwierig, von unserer Kirchengemeinde Information über Geschichte der Kirche zu bekommen. Daher haben wir sofort  zugesagt. Weil wir aber nur vier Wochen Zeit gehabt haben, haben wir Frau Koziel angeboten, über die Geschichte ihres Vereins eine Art „Chronik“ zu zeigen, welche den Werdegang des Vereins darstellt, statt ein Theaterstück aufzuführen. Sie war auch einverstanden und versprach, uns alles über den Verein zu geben und zu erzählen. Das Gespräch mit ihr über die Geschichte des Vereins war nicht ergiebig. Sie konnte uns keine genauen Daten oder Informationen über die Geschichte des Vereins geben. Unsere erste Begegnung mit dem „Frauen- und Mütterverein“ war in der Chronik, sonst war dieser Verein nicht zu finden. Wir haben den Tag viel zu früh gelobt. Es  hat sich herausgestellt, dass der einzige interessante Artikel, den sie in ihrem Besitz hat, ein Zeitungsartikel in einer Festschrift zur 80-Jahre-Feier der KFD Steinenbrück ist, den der Herr Rektor Lauscher zur Gründung des Vereins im Jahre 1916 verfasst hatte. Aber immerhin, ein Beleg ist ein Beleg. Der Artikel lautet:

Es wurde in der Festschrift zum 80-Jahre-Jubiläum erwähnt, dass der Verein vor 1947 keine schriftlichen Unterlagen besaß. Sie hatte uns auch Bilder überlassen und ein paar Informationen mitgeteilt. Ein Versprechen ist ein Versprechen, und so haben wir auch versucht, unser Versprechen zu halten und eine Dokumentation für die Feier am 8. Dezember 2006 vorbereitet. Wir haben über die Geschichte der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland recherchiert, aber selbst da war nichts vorhanden. Dann haben wir auf die Einträge aus der Chronik zurückgegriffen. Die Dokumentation heißt dann „90 Jahre KFD“, die wir auch als Teil der Geschichtsarbeit betrachten. Da wir aber der Feier beiwohnen durften, mussten wir schließlich die technische Ausstattung bedienen und konnten uns ein Bild von dem jetzigen Verein machen und die ältesten Mitglieder photographieren. Es war auch die Mühe wert, weil das Fest uns in unseren Schlussfolgerungen helfen wird. Und so hieß der Artikel von Rektor Lauscher im Jahre 1916:

Overather Nachrichten

                                                                Kirchliches

Steinenbrück: den 12. Dezember 1916. Tage der Gnade und des Segens waren für unsere Rektoratsgemeinde der 6.-10 Dezember. Es fanden nämlich Exerzitien statt für Frauen und Jungfrauen, die der hochwürdige Herr Pater Bauer aus dem Redemptoristenkloster zu Geistingen abhielt. Täglich hielt der hochw. Herr zwei Predigten, in denen er die ewigen Wahrheiten unserer hl. Kirche vortrug und besonders die Bedeutung der kirchlichen Vereine und Kongregationen für den einzelnen wie auch für die Familie und die Gemeinde hervorhob. Die fleißige und zahlreiche Beteiligung von Jung und Alt an den geistl. Übungen war für alle erfreulich und erbauend; auch die Männer und Jünglinge wollten so viel wie möglich ihren Anteil haben. Die erste Frucht der hl. Exerzitien zeigte sich schon am Sonntag bei der gemeinschaftlichen hl. Kommunion, an der sich fast alle Angehörigen unseres Rektorates beteiligten. Wahrlich, das war so recht eine würdige Feier unseres Patroziniums, des Festes der hl Barbara, das wir in diesem Jahre zum ersten Male feierlich begingen. Sonntagmorgen 10 Uhr war das feierliche Hochamt zu Ehren unserer Kirchenpatronin, bei dem die hochwürdigen Herrn Pater Bauer und Vicar Horion ministrierten. Die Festpredigt hielt der Herr Pater. Nachmittags um drei Uhr wurden dann in unserem Rektorate folgende Vereine auf feierliche Weise errichtet: Der Marianische Jungfrauen- und Jünglingsverein und der Frauen- und Mütterverein. Recht viele ließen sich in diese Vereine aufnehmen. Besonderer Dank gebührt auch hier unsern wackern Chorsängern, freilich sind ihrer leider nur wenige, nach dem Kriege wird sich dies wohl auch bessern. Unter der trefflichen Leitung unseres Herrn Hauptlehrers haben die wenigen Sänger in der verhältnismäßig kurzen Zeit auf dem ihnen zum großen Teil fremden Gebiete des Choralgesanges recht Tüchtiges geleistet und so wesentlich zur Feier des Barbarafestes beigetragen. Während der Aufnahme in die Vereine sangen die Schulkinder mehrstimmig das marianische Bundeslied: „o Maria, Gnadenvolle.“ Dem Herrn Leiter und den Sängern und allen , die zur Verschönerung der Festfeier beigetragen haben, auch an dieser Stelle der herzliche Dank. Recht eindrucksvoll und erbauend fanden die Exerzitien ihren Abschluss, als am Montag morgen auch unserer lieben Verstorbenen, besonders der Krieger gedacht wurde, für die an diesem Tage das hl. Messopfer dargebracht und von den Gläubigen die hl. Kommunion aufgeopfert wurde.

(Festschrift 80 Jahre 1916-1996 Katholische Frauengemeinschaft, Steinenbrück, 1996, S. 9)

Nach diesem Projekt gingen wir dann auf der Spurensuche weiter und fanden Unterlagen, welche über den Frauen- und Mütterverein etwas sagen. Es waren schon 230 Mitglieder im Jahre 1925. Im selben Bericht des Herrn Rektor Herchenbach am 11. April 1930 fanden wir, dass die Kirche eine „Wöcherinnenhilfe“ durch den Katholischen Frauen- und Mütterverein leistete. Mehrere Mitglieder wurden damals auch als Missionhelferinnen von der Kirche genommen. (Rektor Herchenbach J., Missionsbericht in Steinenbrück, 1930) Und, wie oben erwähnt, bei der Einweihung der Kirche Steinenbrück, tauchte wieder in der Schulchronik der Verein auf. Ferner fanden wir einen Zeitungsartikel aus dem Jahre 1935 wie folgt.

16. Juni 1931, Steinenbrück

Am vergangenen Sonntag hielt der Kath. Mütterverein im Steinenbrücker Hof seine diesjährige Frühjahrsgeneralversammlung, die einen außerordentlich guten Besuch aufwies. Zur Einleitung hielt Herr Dr. Kaut aus Immekeppel einen zeitgemäßen und lehrreichen Vortrag über die Themen „Kinderpflege“ und „Erste Hilfe bei Unglücksfällen“. Der Präses des Vereins, Herr Rektor Herchenbach gab dann einen Bericht über das verflossene Vereinsjahr, sowohl über das kirchliche wie weltliche Angelegenheit, der von den Anwesenden mit regem Interesse verfolgt wurde. Es wurde dann beschlossen in Zukunft die Monatszeitschrift „Die Mütter“ zu beziehen- Auch soll von jetzt ab alle 4 Monate eine außerordentliche Versammlung stattfinden. Für Donnerstag den 2. Juli wurde ein Ausflug zum Verbandsheim nach Rhöndorf festgelegt. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurden zur 1. Vorsitzenden Frau Hauptlehrer Schneider und zur 1. Schriftführerin Frau Ton Graf neugewählt, während die übrigen Vorstand-Mitglieder ihre Posten beibehielten. Zum Schlusse dankte der Präses dem Vorstand nochmals für seine rege Tätigkeit und gedachte besonders der Verdienste der vor kurzer Zeit von hier verzogenen früheren langjährigem 1. Vorsitzenden, Frau Hauptlehrer Roeber, die bei dieser Generalversammlung auch anwesend war. Möge dem kath. Mütter Verein unserer Rektoratsgemeinde auch fernerhin das bisher gezeigte Interesse gezeigt werden (Rheinische Zeitung, 1931, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Es muss an dieser Stelle bemerkt werden, dass die Frau Hauptlehrer Roeber die Frau von dem oben genannten verabschiedeten Herrn Hauptlehrer Roeber war. Er war von 1903-1931 in der Volkschule Steinenbrück tätig. Und die Frau Hauptlehrer Schneider war die Frau von dem Lehrer, der den Posten von Herr Roeber übernahm. Herr Franz Schneider war in unserer Schule von 1931-1958. (900 Jahre Overath, S. 213).

So lautet ein Bericht in der Zeitung am 18. Mai 1931

18. Mail 1931

Am letzten Samstag ist Herr Hauptlehrer Schneider, bisher an der Schule in Mittelbech, zum Hauptlehrer an der Schule in Steinenbrück ernannt wurden. (Rheinische Zeitung, 1931, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Man kann daraus auch ableiten, dass die Schule und die Kirche zu dieser Zeit zusammenarbeiteten. Frau Schneider war auch eine Lehrerin zu dieser Zeit und wurde auch zur „Rektorin“ am 3. September, 1945 genannt. (Chronik, Katholische Volkschule Steinenbrück, 21.8.1945)

Steinenbrück, 19. Juli 1935

Dieses mal waren es die Frauen, die „ausflogen“. Um halb neun am Mittwoch ging in drei Omnibussen die Fahrt mit nahezu 100 Teilnehmern los. Über Bensberg, Bergisch Gladbach, fuhr man zunächst bis Benrath. Hier nahm die Besichtigung des Schlosses und der Heimat– Ausstellung  alles Interesse in Anspruch. Alsdann strebte man dem Hauptreiseziel, den Persil Werken in Düsseldorf-Holthausen zu. Vorher machte der Verein noch einen Besuch bei Kaplan Joh. Funken in Düsseldorf-Wersten, der von hier stammt und nun dort seinen Wirkungskreis hat. Unter seiner Führung sah man die schöne Kirche und das Kinderheim. Gegen halb zwei Uhr waren die Persil Werke erreicht. Unter guter Führung erlebten hier die Frauen selbst den Herstellungsgang ihrer Wasch-, Bleich- und Putzmittel. Nach einem vorzüglichen Kaffee, den das Werk stiftete, wurden noch in Film und Vortrag die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten der Persilerzeugnisse dargelegt. Jeder Besucher erhielt zum Schluss ein wertvolles Paket mit diesen Erzeugnissen. Auch die weitere Fahrt gestaltete sich recht erlebnisreich. In den Abendstunden langte der Verein wieder in Steinenbrück ein. (Westdeutsche Beobachter, Rheinisch-Bergisch Kreisblatt, 1935, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Paramentenverein

Wir nennen den Paramentenverein in der Kirche Steinenbrück „die Heinzelmännchen von St. Barbara.“ Sie tun alles für die Kirche wie die Hemden und Röcke von Ministranten, Altardecken und so weiter waschen und bügeln, für die Armen stricken z.B. für die Rumänienhilfe. Von den 14, die Frau Winterhalter erwähnt hat, sind es nur fünf, die regelmäßig kommen, und zwei sind zur Zeit krank. Sie „sterben langsam aus“, wie sie es ausgedrückt hat, weil keine neuen Mitglieder kommen.                                                                            
 

Weltliche Vereine

Männergesangverein (MGV) Steinenbrück

„In Freud und Leid zum Lied bereit“, ein Motto des Männergesangvereins Steinenbrück, der im Jahre 1893 gegründet wurde. Eigentlich waren wir uns nicht bewusst, dass dieser Verein in Steinenbrück existiert, geschweige denn, dass er mehr als hundert Jahre alt ist. Der Verein wurde von einem gewissen Lehrer namens Zenz ins Leben gerufen. Anfangs wollte er eigentlich eine Fortbildungsschule gründen, aber er musste doch seinen Plan aufgeben, weil so wenig Schüler da waren. Er hatte dann mehr Glück, als er sich dazu entschieden hatte, einen Gesangverein zu gründen. 25 Männer entschlossen sich sofort, diesen Verein zur „Pflege des deutschen Liedgutes“ zu gründen. Bereits nach 6 Monaten konnte der Verein schon mit einem Konzert auftreten. Es ging aufwärts, bis der erste Weltkrieg ausbrach und die Männer in den Krieg ziehen mussten. Aber nach dem Krieg ging es wieder aufwärts trotz großer Not, Inflation und Arbeitslosigkeit. Das Motto des Vereins „In Freud und Leid zum Lied bereit“ bewahrheitete sich (Festbuch zur 40-jähr. Jubel–Feier, 1893 -1933, S. 1). Es wurde wieder gesungen, bis der 2. Weltkrieg ausbrach. Der Krieg hat den Verein erst mal zum Ruhen gebracht. Aber im Sommer 1945 kam wieder Leben in den Verein. Im Jahre 1950 vergrößerte sich die Zahl der Mitglieder. Der Bergbau und kleinere Handwerks- und Fertigungsbetriebe am Ort, die Kriegsheimkehrer und die Rückkehr der Kriegsgefangenen sowie eine große Zahl von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen aus den deutschen Ostgebieten trugen zur Verstärkung des Vereins bei. Dann kam der Schlag, der das Vereinslebens sehr stark mitgenommen hat: die Stilllegung der Grube Lüderich im Jahre 1978. Wie wir schon mehrmals erwähnt haben, war der Hauptarbeitgeber des Ortes die Grube Lüderich. Andere Gründe für das Nachlassen der Sangesfreude, wie der Vorsitzende meinte, war die Zunahme von Fernsehgeräten in den Familien. Dadurch fanden die Bewohner weniger oder überhaupt keine Zeit für Tradition, Muße und Geselligkeit. (Festschrift, 100 Jahre MGV Singgemeinschaft Steinenbrück von 1983, 1993, S.13)

Freiwillige Feuerwehr Overath – Löschgruppe Steinenbrück (1921)

„Der Alten Rat, der Jungen Tat. Der Männer Hut, war allzeit gut.“ So lautet das Motto der Freiwilligen Feuerwehr Overath – Löschgruppe Steinenbrück, die am 21.6.1921 von drei Männern gegründet wurde: Herr Christian Pütz, Herr Josef Hewel und Wilhelm Eisengarten. Der ehemalige Bürgermeister von Overath, Bennauer, trug auch zur Gründung bei. Zu ihrer Überraschung stellten sich auch schon 40 Personen in den Dienst des Nächsten (Festschrift zum 50 jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr  Steinenbrück 1921-1971).  Es ist nicht zu übersehen, dass die weltlichen Vereine hauptsächlich eine Männerdomäne waren. Darum waren wir angenehm überrascht, als die Frauen in der Festschrift des Vereins im Jahre 1961 ein „Danke schön“ erhielten wie folgt:

„Einmal im Jahr trifft man sich beim Sitzungsfest, dann auch zum geselligen Vergnügen, und hier ist auch die Ehefrau mit von der Partie; denn es gibt nicht nur den Feuerwehrmann, sondern auch eine Feuerwehrfrau. Auch sie fährt bei Ertönen des Brandsignals schon pflichtbewusst mit aus den Betten, um ihrem Ehemann möglichst schnell alles bereitzustellen, und steckt ihm an der Haustür noch eiligst ein Butterbrot in die Tasche, während er mit der Hand die letzten Knöpfe am Uniformrock schließt. Sie ist es auch, die die Uniform pflegt und die an der Einsatzstelle mitunter entstandenen Löcher und Risse wieder flickt.“

Die Freiwillige Steinenbrück erschien auch mehrmals in den Zeitungen, wie aus folgenden Mitteilungen ersichtlich ist.

Steinenbrück, 18. Mai 1931

Die hiesige freiwillige Feuerwehr beging am Samstag und Sonntag das Fest ihres 10-jährigen Bestehens. Jedoch wurden in den vergangenen Jahren ihre Feste meistens in aller Stille begangen, umso mehr war es berechtigt, das 10. Stiftungsfest in größerem Rahmen zu feiern. Der Festtag wurde eingeleitet am Samstagabend mit einem Festakt im Steinenbrücker Hof. Der verdiente Vorsitzende, Herr Brandmeister Hewel, konnte eine große Saalgemeinde begrüßen. Anwesend waren u.a. Herr Bürgermeister Bennauer, Herr Oberbrandmeister Vogel sowie Vertreter der öffentlichen Körperschaften und der Ortsvereine. Herr Hewel hielt Rückschau auf die Zeit von der Gründung der Wehr bis zum heutigen Tage. In den 10 Jahren wurde die Wehr 23 mal alarmiert, dabei sind 12 Waldbrände und 6 große Brände gelöscht worden. Er betonte, dass es erst nach Überwindung dieser Schwierigkeiten gelungen sei, die Wehr schlagfähig zu machen, zumal die Ausrüstung bei der Gründung noch recht primitiv gewesen sei. Durch Spenden und Unterstützung sei es möglich geworden, im Laufe der Zeit die verschiedenen Gebrauchsgegenstände anzuschaffen. Allen, die hierzu beigetragen hätten, gebühre öffentlicher Dank. Im Jahre 1927 wurde die Musikkapelle gegründet. Um mit der Zeit voranzuschreiten, hat die Wehr sich zur Anschaffung einer Motorspritze entschlossen, über die sie bereits in einigen Wochen schon verfügen kann. Steinenbrück wird dann die erste Wehr der Gemeinde Overath sein, die im Besitze einer solchen Motorspritze ist. Herr Bürgermeister Bennauer sprach Worte des Dankes an die Wehrleute und glaubte, dass diejenigen, die in der Wehr zehn Jahre treu gedient hatten, durch Überreichung einer Litze geehrt werden sollten. In herzlichen Worten wünschte er der Feuerwehr Steinenbrück weiteres Wachsen und Gedeihen. Herr Nikolaus Schmidt sprach im Auftrage der Rektoratsgemeinde und des Festauschusses der Wehr seinen Dank aus für ihr tatkräftiges Einspringen in Fällen der Not und bekräftigte diesen Dank durch ein dreifaches Hoch auf die Wehr. Die Musikkapelle der Wehr verschönte den Abend mit schneidig gespielten Musikstücken. Auch der Gesangverein Frohsinn U- Eschbach hatte sich in den Dienst der Wehr gestellt desgleichen das Tambourkorps „Alt Lüderich“. Durch Herrn Bürgermeister Bennauer wurde 11 Mitgliedern der Wehr für 10-jährige Mitgliedschaft je eine Litze überreicht. Herr Oberbrandmeister Vogel sprach sich lobend über die vielen Erfolge der hiesigen Feuerwehr aus.

Einen ausdrucksvollen Ausklang fand der Festakt in einem Fackelzug, an dem sich die hiesige Bevölkerung in stattlicher Anzahl beteiligte. Überhaupt legte die rege Anteilnahme der Einwohnerschaft an dem Fest ihrer Feuerwehr ein beredtes Zeugnis ab, dass der Wehrgedanke hier festen Fuß gefasst hat und die Verdienste der Wehr bei allen dankbar anerkannt werden.

Der Sonntag wurde mit musikalischem Wecken in der Frühe festlich eingeleitet. Um 9.30 Uhr war gemeinschaftlicher Kirchgang. Hiernach zog die Feuerwehr in geschlossenem Zuge zum Sportplatz, woselbst die Kapelle mit einem Blaskonzert aufwartete. Nachmittags um 3 Uhr sammelten sich die Ortsvereine und Nachbarwehren und zogen in geschlossenem Zuge zum Sportplatz. Dort führte die hiesige Wehr eine Schauübung vor.  Dieser folgte dann ein Festzug durch den Ort bis zur Gemeindegrenze und von dort zurück zum Spritzenhaus, wo der Vorbeimarsch der einzelnen Wehren im Beisein der Oberbrandmeister und des Herrn Bürgermeisters stattfand. Im Festsaal spielte die Musik bald darauf zum üblichen Feuerwehrball auf, der dem schön verlaufenen Fest einen Abschluss gab. (Rheinische Zeitung, 1931, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Noch ein interessanter Artikel erschien am 6. September 1933.

6. September 1933, Steinenbrück

Die Freiwillige Feuerwehr Steinenbrück hatte durch Wehrbefehl ihre aktiven Mitglieder zu Samstag, den 2 September ins Wehrlokal eingeladen. Die gesamte Wehr mit dem Musikzug war erschienen. Aus der wichtigen Tagesordnung ist vorauszustellen: Bericht über den Kreisverbandstag in Wahn. Die neuen Richtlinien für die Angliederung der Freiwilligen Feuerwehren des Preußischen Landesfeuerwehrverbandes an die nationale Erhebung, und an die innere Verbundenheit mit dem neuen Deutschland - Verpflichtung des neuen Musikzugs – Ehrung eines Wehrmannes.

Nach Einleitung durch den Wehrleiter, Og Josef Hewel, wurde der Bericht über das Kreisverbandsfest mit Zustimmung entgegengenommen. Was die neuen Richtlinien betrifft, brauchen in unserer Wehr keinerlei Veränderungen vorgenommen zu werden, da kein Wehrmann  jemals Mitglied einer staatsfeindlichen Partei war, noch sich hierfür betätigt hat. Die Wehr setzt sich nur aus treudeutsch  gesinnten Männern zusammen, gemäß dem Wahlspruch „Gott zur Ehr, dem nächsten zu Wehr“. Unsere Arbeit stand ja schon immer im Dienste des Vaterlandes. Dem Wehrleiter ist es gelungen, nach einjähriger Pause einen eigenen Musikzug zu bilden. Die Mitglieder waren durch Handschlag auf die Satzungen verpflichtet.

Im weiteren Verlauf der Versammlung  wurde das Mitglied Schönenborn, welches geheiratet hat, geehrt. Ein sinniger Vorspruch wurde dem jungen Paare von Fräulein Hewel dargebracht, woran anschließend der Wehrleiter den Sinn und Zweck des Ehestandes für einen treudeutschen Wehrmann  herausstellte. Als Geschenk der Wehr wurde eine wertvolle Wanduhr überreicht. Nach einem „Sieg – Heil“ auf unseren Kanzler Adolf Hitler und das neue Deutschland war der geschäftliche Teil erledigt. Die Wehr blieb mit den inzwischen eingetroffenen Damen noch einige Stunden in recht gemütlicher Wehrmannsart bei einem Fass Bier, Musik und Tanz zusammen (Rheinische Zeitung, 1933, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Es ist uns bewusst, dass durch diesen Artikel der Verein in eine Angliederung an die nationalsozialistische Bewegung geraten ist. Aber wir möchten von dieser politischen Frage Abstand nehmen. Wir haben schon erwähnt, dass uns vom Archivar in Overath gesagt wurde, dass alle Unterlagen aus der Zeit während des Krieges verbrannt worden sind. Und man kann auch nicht annehmen, dass die Mitglieder des Vereins zu dieser Zeit mit dieser Tatsache einverstanden waren. Die Freiwillige Steinenbrück war nun mal in die Stadt eingegliedert, wie der Artikel es schon angedeutet hat. Man muss auch in Betracht ziehen, dass die Nationalsozialistische Partei nicht richtig Fuß in Steinenbrück fassen konnte.

Sportverein Glück Auf Lüderich e.V. (1932)

„Spiel ist Leben“ könnte der Gedanke gewesen sein des Gründers des SV Glück auf Lüderich im Jahre 1932, vermutete Herr Heinz Köhler, der 1. Vorsitzende des Vereins im Jahre 1972. Wie der Name schon andeutet, war der Verein in seinen Anfangsjahren sehr stark mit der Grübe Lüderich verbunden.  Alles fing mit der Gründung der Schützengilde an. Die Altenberg Gesellschaft hatte es dann ermöglicht, dass ein Schießstand auf dem Gelände des Auguststollen gebaut wurde. Der Sport erreichte eine große Beliebtheit bei den Anwohnern. Im Jahre 1935 wurde aber dann der Schießplatz wegen Werkerweiterung am Auguststollen geschlossen. Zur gleichen Zeit aber wurde auch ein Sportplatz und ein Schießstand an der Kieshalde gebaut. Weil fast alle Mitglieder der Schützengilde Arbeitnehmer in der Grube Lüderich waren, der der Sportplatz gehörte, beschlossen sie sich zu vereinigen. Schon im Jahre 1938 konnte der Verein 122 Mitglieder gewinnen. Abteilungen für Turnen, Faustball und Leichtathletik wurden dann gebildet. Wie für alle Vereine war der 2. Weltkrieg ein harter Schlag für das Vereinsleben. Nach dem Krieg versuchten die daheimgebliebenen Mitglieder den Verein wieder in Schwung zu bringen, aber einfach war es nicht. Geräte, Saal und Sportplatz wurden durch die Besatzungsmacht konfisziert. Und noch dazu durfte man keinen Sport jedweder Art betreiben. Ein neuer Sportplatz wurde dann jedoch errichtet. Der Aufenthaltsraum der Aufbereitung diente dann für Tischtennis und Geräteturnen. Ende 1948 konnten sie dann im Saal des Steinenbrücker Hofs weiter Sport treiben, als er dann  freigegeben wurde. Es ging dann bergauf. Der Verein gründete dann mit anderen Sportvereinen der Gemeinde Overath einen Gemeindesportzweckverband. Dann wurde am 18. Juni 1961 die Turnhalle eingeweiht (Festschrift zum 40 jährigen Jubiläum des SV Glück Auf Lüderich 1932 e.V. Steinenbrück, 1972). Der Sportverein Glück Auf Lüderich ist einer der noch existierenden Vereine, der bis jetzt noch beliebt ist. Zur Zeit hat der Verein ein Mitgliederzahl von 650 (Telefonisch mitgeteilt von Frau Delzemich, 2007)

Radfahrverein

Der Radfahrverein“Sperber“ wurde 1920 gegründet. Viele Steinenbrücker sprechen davon, aber wir haben nichts anderes gefunden als diesen Artikel aus dem Jahre 1931.

18. Mai 1931, Steinenbrück

Der hiesige Radfahrverein „Sperber“ feiert am Sonntag, den 7 Juni ds. Js im Saale Höck, hierselbst, sein 11. Stiftungsfest. Ortsvereine sowie auswärtige Brudervereine haben ihre Beteiligung zugesagt. Das Festprogramm wird demnächst in unserer Zeitung veröffentlicht werden (Rheinische Zeitung, 1931, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Frau Tödt erwähnte auch, dass ihre zwei Onkel Mitglieder dieses Vereins waren. Wir möchten so gerne wissen, was sie veranlasst hatte, diesen Verein zu gründen. Unser Nachbarort Immekeppel hatte auch einen Radfahrerverein, wie in dem Buch „100 Jahre Immekeppel“ erwähnt wurde. Zu dieser Zeit ein Fahrrad zu besitzen ist im Vergleich so, als besäße man heute ein Auto. Daher war es nicht so verwunderlich, dass die jungen Männer aus Immekeppel sich zu einer Vereinsgründung entschlossen. Langstreckenfahren und Programme, bei denen die Mitglieder ihre Kunststücke mit dem Fahrrad zeigen konnten, wurden organisiert. Der Radfahrverein Immekeppel wurde im Gegensatz zu unserem Radfahrverein „Sperber“ schon im Jahre 1930 aufgelöst. (Dr. Müller G., 800 Jahre Immekeppel, 1966, Bergisch Gladbach, S. 70)                                            

Ziegenzuchtverein Steinenbrück

Die Steinenbrücker erwiesen sich nicht nur als feierfreudig und gemütlichkeitsfördernd, sondern auch als wissbegierig, wie dieser Artikel über die Ziegenzucht-Vereine im Jahre 1933 zeigt. Die„Bergmannskühe“ vereinten auch ihre Herren. 

4. Dezember 1933, Steinenbrück

Vor einigen Tagen fand in Steinenbrück die Generalversammlung der Ziegenzucht Vereine der Gemeinde Overath statt. Der Stellvertretende Leiter der Fachschaft, Schmidt, konnte eine staatliche Zahl Teilnehmer begrüßen, unter dem anderen den Leiter der Fachschaft, den Geschäftsführer sowie Bürgermeister Bennauer, Overath.

Als erster sprach Fachschaftleiter Lob über den Stand der Fachschaft sowie über die geleistete und noch zu leistende Arbeiten. Er dankte unter anderem den Mitarbeitern, besonders auch Bürgermeister Bennauer für die Arbeiten und das der Ziegenzucht gezeigte rege Interesse. Der Mitgliederbestand im Verein Steinenbrück hat sich von 12 Mitgliedern seit der Gründung im September auf über 200 heute vergrößert, ein Zeichen, dass in der Fachschaft Ziegenzucht reges Leben herrscht. Der Leiter dankte auch dem Landwirtschaftsrat Müller, Bensberg, der an der Tagung nicht teilnehmen konnte, für seine dem Verein gewidmete Arbeit. Dann sprach Zuchtwart Tent über Pflege und Haltung der Ziegen. In erschöpfender Weise erläuterte Tent die Notwendigkeit einer sachgemäßen Pflege und Fütterung der Ziegen. Nach einer ergiebigen Aussprache begann die Auszahlung der Preise anlässlich der im Oktober stattgefundenen Schauen in der Gemeinde Overath. Es wurden 220 Mark an Preisen ausgezahlt und mancher Ziegenhalter ging freudig nach Hause in dem Bewusstsein, als Mitglied eines Ziegenzuchtverein nicht nur aufklären und belehrende Vorträge, sondern auch finanzielle Vorteile bekommen zu haben. Der erste Preis war auf drei Mark, der Zweite auf zwei Mark, der Dritte auf 1.50 Mark, der Vierte auf 1 Mark und die lobende Anerkennung auf 0.50 Mark festgesetzt worden. Wenn auch die Neuorganisierung harter, zäher Arbeit bedarf, so ist der Fachschaft Ziegenzucht der Erfolg nicht ausgeblieben und in diesem Sinne wird weiter gearbeitet werden. (Rheinische Zeitung, 1933, Stadtarchiv Bergisch Gladbach)

Wir haben leider keine anderen Berichte über diesen Verein, außer dass Frau Tödt erwähnt hat, dass dieser Verein bis zu ihrer Zeit existierte. Frau Tödt gab uns ein Bild, das zeigt, wohin früher die Bauern und Bergarbeiter, die ein Stück Land hatten, ihre Ziege zum „Decken“ brachten.                                      

KG „Lustige Brüder“ Steinenbrück 1923 e.V.

„Frohsinn und Gemütlichkeit zu fördern, gemeinschaftliche Zusammenkünfte zur Erholung der Mitglieder in frohem Kreise anzustreben, um Arbeit und Sorge zu vergessen“ war Punkt 1 in den ersten Statuten der Gesellschaft des KG „Lustige Bruder“ Steinenbrück 1923 e.V.. Und als Pflicht der Gesellschaft gilt „bei sämtlichen Veranstaltungen für Ruhe und Ordnung  mit zu sorgen und bei dem Lied „Oh Karneval, Oh Karneval, wer dich nicht liebt, der häät se net all“, laut und deutlich mitzusingen.“ So einfach waren die Statuten. Punkt 1 der Statuten verrät uns schon, dass dieser Verein stark mit der Grube Lüderich verbunden war. (Festschrift, 75 KG Lustige Brüder Steinenbrück e.V. 1923-1998, 1998).

Im Jahre 1923 geraten infolge der Inflation viele Menschen wegen der zahlreichen Entlassungen in wirtschaftliche Not. Als Gegenmaßnahme bot die Gemeinde Overath einigen Bewohnern unseres Nachbardorfes Hurden an, in Steinenbrück zu arbeiten.(Stephan, A.L.: Der Erzbergbau in Kölner Montanrevier, 2006, S. 55)

Einige von ihnen kamen auf die Idee, einen Verein zu gründen. Am Anfang, als der Verein noch nicht offiziell als Verein gegründet war, also noch keine Genehmigung von der Gemeinde Overath hatte, trug dieser Verein den Namen „Verlassene Brüder.“ Erst am 17. Februar 1927, als die offizielle Genehmigung erteilt wurde, wurde dann der jetzige Name „Lustige Brüder“  aufgenommen.(Festschrift, 75 KG „Lustige Brüder“ Steinenbrück e.V. 1923-1998, 1998)

Theaterclub „Gemütlichkeit“

Erstaunlicherweise ist dieser Verein sehr dürftig belegt, obwohl etliche Bilder von Theateraufführungen in unsere Hände  gelangten. Manche Alteingesessene erzählten uns, dass Theater in Steinenbrück auch sehr beliebt war. Wir konnten nur zwei Zeitungsartikel über diesen Club finden. Ein Artikel berichtete über eine erfolgreiche Aufführung am 6.7.1935. Das Stück „Verdun, ein Heldenstück von Deutschen Soldaten“ wurde auf die Bühne gebracht (Westdeutsche Beobachter, Rheinisch – Bergisch Kreisblatt, 1935, Stadtarchiv Bergisch Gladbach).

                                    



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